Da ich das Go! von @Ermelin bekommen habe, hier mein kurzes Tutorial (?) zu einem runden Bauwerk in komplexer Perspektive, genauer gesagt zur Karte von @Raksaka.
Achtung, Wall of Text, und ich bediene mich zum Teil der Abkürzungen usw. aus meinem Grundlagen-Tutorial:
Die Haken an dem Bild sind neben der runden Grundform des Kolosseum das Größenverhältnis zwischen Mensch und Dino, und der Blickwinkel auf die Szene.
Der Blickwinkel:
- der Betrachter befindet sich höher als Dino und Gladiator, und ebenso höher als die Zuschauer, dafür spricht, dass die Sitzbänke der Ränge angedeutet sind.
- der Betrachter befindet sich aber auch unterhalb der Torbögen (Zuschauerzugänge), dafür spricht, das die Untersichten der Torbögen zu sehen sind.
Das Größenverhältnis zwischen Mensch und Dino:
- Ein Triceratops ist ca. 1,5 mal so groß, wie ein Mensch (https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/thumb/7/72/Eotriceratops_scale.png/1280px-Eotriceratops_scale.png)
Je steiler der Blickwinkel ist, desto weniger fällt dieser Höhenunterschied auf.
Hier einmal nachgestellt mit Spielfiguren, einer Eiscremedose und Zettelchen-Toren, die Spielfiguren haben etwa ein Größenverhältnis wie Mensch/ Saurier, die „Tore“ sind etwa so groß wie die größere Spielfigur.
Aus einem sehr hohen Blickwinkel ist der Größenunterschied der beiden Figuren kaum mehr zu erkennen, dazu sehen wir den Boden der Arena, die Tore, die Zuschauerränge, aber wir würden die Untersicht der Zuschauerzugänge nicht sehen. Der Winkel ist also zu steil, um als Referenz für die Karte zu dienen.
Befindet sich der Betrachter auf einer Höhe mit dem Gladiator, sehen wir den Größenunterschied deutlich, die Tore werden ohne perspektivische Verzerrung gesehen, die Krümmung der Arenawand ist erkennbar, die Zuschauerränge dafür weniger (ich konnte da leider nichts nachbasteln… da die Ränge ansteigen würde man die Köpfe der Zuschauer sehen können, und bei stehenden Zuschauern vielleicht noch einen Teil des Oberkörpers.), weiter oben würde man die Zugänge sehen können, und von diesen auch die Untersichten.
Aber auch diese Referenz passt nicht zur Karte, der Winkel ist zu flach. Die Horizontlinie befindet sich in diesem Fall übrigens auf Kopfhöhe des Gladiators, weshalb die Arena am Boden nach oben gewölbt ist, an der Oberkante jedoch nach unten.
Kommen wir jetzt also endlich zu der Perspektive, die als Referenz verwendet werden kann:
Der Betrachter befindet sich oberhalb von Dino und Gladiator, etwa auf Höhe der (nicht nachbastelbaren) Zuschauerränge, aber unterhalb der Zugänge, man sieht also die Untersichten.
Interessante Fluchtlinien habe ich eingezeichnet (diese sehr hellen Linien… Photoshop wollte nicht ganz so wie ich…), dass es keine gäbe stimmt nämlich nicht. Tatsächlich ist es so, dass die Torseiten auf einen Fluchtpunkt zustreben, ebenso alle Säulen und weiteren Geraden, die senkrecht zum Arenaboden stehen. Auch der Gladiator und der Dino könnten am FP ausgerichtet werden.
Wäre die Arena nicht rund sondern eckig, würde man direkt erkennen, dass es drei FPs gibt; einen für die Arenawand rechts des Kampfpaares, einen für die Wand links des Kampfpaares, und einen in die Tiefe, da der Betrachter sich oberhalb der Szene befindet. Die FPs links und rechts beeinflussen außerdem die Tunnelwände. Diese richten sich, soweit man ihnen als Betrachter in die Dunkelheit folgen kann, an eben diesen Fluchtpunkten aus.
Die Arenaszene spielt also in der gar nicht so einfachen Dreipunkt-Perspektive. Das Tutorial dazu habe ich zwar schon fertig geschrieben, aber noch nicht hochgeladen, das folgt dann wahrscheinlich heute noch, für all die, die wissen möchten, wie man ein Bild in 3PP von Null auf konstruiert.
Interessant für das Bild von Raksaka ist
- die Horizontlinie liegt knapp über den Zuschauerrängen, daher knapp außerhalb des Kakaorahmens
- der Fluchtpunkt in die Tiefe liegt weit unterhalb des Bilds, ist somit ziemlich steil, was wiederum bedeutet, dass die Seiten der Tore nur gering, aber dennoch erkennbar, perspektivisch beeinflusst werden
- die Fluchtpunkte in die Breite wirken zwar irgendwie unerheblich, insbesondere im Hinblick auf die Krümmung der Arena, beeinflussen jedoch die Tiefe der Tunnel und sind eine Orientierungshilfe für die Wände
Wobei die Krümmungen das Bild durchaus auch einfacher zu konstruieren machen. Dadurch, dass man wenig nachmessen kann und viel über Gefühl einzeichnen kann, verzeiht das Motiv einiges.
Und wenn ich dann nochmal meinen ganz persönlichen Senf dazu geben darf:
Raksaka, du hast ein Monster gewählt. Ein Monster, das auf den ersten Blick recht harmlos gewirkt hat, aber durchaus bissig werden kann. Ähnlich wahrscheinlich wie der Triceratops, den ich als Pflanzenfresser eher harmlos einschätzen würde, aber in einer Arena wird er sich verteidigen, und den Hörnern möchte ich nicht in die Quere kommen.
Die Römer haben sehr exakt gebaut, was zur Folge hat, dass es immer irgendwo Linien gibt, die irgendeinem Fluchtpunkt folgen.
Ich hoffe, das war einigermaßen verständlich. Falls nicht – nachfragen.