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Künstlerfeeling - Ab wann bezeichnet man sich selbst als Künstler

Bist Du ein richtiger, echter Künstler?
Bist Du eine richtige, echte Künstlerin?

Ich habe mich mit diesen Fragen die letzten paar Jahren beschäftigt.
Die Berufsbezeichnung ist laut meines Wissens nicht geschützt, das heißt man braucht keine Ausbildung um sich selbst als Künstler oder Künstlerin zu bezeichnen.
Doch ab wann füllt man sich so? Wann ist man reif genug um sich selbst so zu nennen?
Welche Faktoren sind für Euch wichtig?

In letzter Zeit bin ich öfter unter unbekannten Menschen unterwegs und werde direkt mit der Frage: „Bist Du Künstlerin?“ angesprochen. Bisher habe ich diese Frage nicht beantworten können.
Meine Gründe dafür sind:

  • nie was offiziell in der Richtung gelernt/studiert
  • alles selbst erlernt, erkundet
  • von Familie nie wirklich in der Richtung unterstützt
  • von näherem Freunden nur belächelt
  • als Teenager negativ beraten „Hör endlich auf mit dem Kinderkram.“

Doch von Natur aus recht zielstrebig und optimistisch gestimmt, habe ich mich nicht unterkriegen lassen. Ich übe weiter, investiere ein Haufen Geld in hochwertige Materialien und vernichte das Zeug mit Kreativität. Auch online Kurse habe ich bereits beendet.

Wenn ich zurückdenke, erkenne ich, dass es stets schwer war ohne Stift und Papier Zeit zu verbringen. Wenn ich einschlafe oder aufwache sind einige Gedanken stets dem nächsten Zeichen- /Mal-/Kreativprojekt gewidmet.

Mein eigentlicher Beruf hat nichts mit Kunst zu tun.

Wie geht’s Euch so bei der Frage? Was fühlt ihr? Wie bestätigt ihr euch um sicher eine Ja/Nein Antwort zu geben?
Ich brauche Eure Hilfe und Erfahrung um mich selbst zu bestärken und zu überzeugen.

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Ich für meinen Teil kann nur sagen, dass jeder/jede die etwas wünderschönes erschafft ein Küstler / eine Künstlerin ist.
Schaut nur in die Galerie! Alles voller wunderschöner Kunst!!!

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Ich glaub, das ist eine sehr schwierige Frage.
Ich selber würde über mich wahrscheinlich eher nein sagen, aber andere sagen es schon über mich. Als ich mich damals an einer Selbstständigkeit versucht habe und die anmelden wollte, war mein Beruf, den ich gelernt hatte explizit als Beispiel aufgezählt, was nicht als Künstler, sondern als Kunsthandwerk gilt. Laut Definition der Agentur für Arbeit ist ein Künstler also jemand, der sein Handwerkszeug nicht “gelernt” hat, sondern frei Schnauze schafft, rumprobiert und auch nicht auf Auftragsbasis arbeitet. Zumindest hab ich das dem vor zehn Jahren entnommen.
Ich glaub, da gehört auch ein entsprechendes Mindsetting, also Selbstvertrauen dazu, sich selbst so zu bezeichnen. Meine Ma zum Beispiel malt und töpfert — oder besser hat, aktuell fehlen ihr Zeit und Muse, weil ihr regulärer Job zu viel Aufmerksamkeit frisst — und hat auch Ausstellungen gemacht und Events in die Richtung organisiert, würde sich selbst aber nie als Künstlerin bezeichnen, lehnt es sogar kategorisch ab, obwohl sie es studiert hat, einfach weil sie sich mit ihren damaligen Kommilitonen in Vergleich setzt. Ich selber würde sagen, sie ist eine, genauso, wie sie es von mir sagt. 🤷
Vor der Absage bei der Studienbewerbung dieses Jahr habe ich mich tatsächlich fast so gefühlt, als könnte ich mich bald selbst als Künstlerin bezeichnen. Die Ablehnung hat das mit ihrer Formulierung, dass ich das gesuchte Niveau bei weitem nicht erreiche, leider ziemlich radikal niedergesenst. Technisch wäre ich gut, aber inhaltslos… so in der Richtung. Witzigerweise hab ich letztens eine Bekannte getroffen, die sich vor Jahren, wenn nicht Jahrzehnten auch an der Uni beworben hatte und extakt das Gleiche gesagt bekam. Ich hab mir dann noch eine andere Kunstuni angeschaut, aber die meisten Sachen nicht wirklich verstanden. Ich hab es angeschaut und dachte nur: “Hä?” Selbst mit dem erklärenden Text dazu… Und das ist zum Beispiel auch ein Punkt, bei dem es meiner Mutter genauso geht. Meist sind mir Sachen zu abstrakt.
Ich glaub, das Problem ist aber auch, was mit dem Begriff KünstlerIn assoziiert wird. Zum Beispiel assoziiere ich neben denen, die ich persönlich kenne und auch respektvoll so bezeichne, ganz klischeehaft jemanden damit, der all time Weltschmerz fühlt und weite wallende Gewänder trägt, den halben Tag meditiert und auf irgendwelchen Partys/Happenings/Events anzutreffen ist, wo er/sie in philosophische Diskussionen vertieft ist oder sich von einer Orgie mitreißen lässt und dem/der es egal ist, was andere über ihn/sie sagen. Eine sehr merkwürdige Assoziation und ich weiss rein rational betrachtet, dass das definitiv nicht der Realität entspricht, aber es schwingt irgendwie immer so ein bisschen im Hintergrund mit, auch wenn ich das gar nicht will… Und ich bin eher das Gegenteil davon. Zurückgezogen, meist sehr unauffällig, wenn doch mal draußen unterwegs und ich fühle keinen Weltschmerz, sondern eher eine Resignation oder Fassungslosigkeit. Und definitiv habe ich nicht genug Selbstvertrauen.

Edit: Interessanterweise bin ich anderen gegenüber nicht so kritisch, wie bei mir selbst und ja, das war Der_Chronist und Yubisa sagen : hier sind lauter Künstler unterwegs, ob nun Hobby-Künstler oder Personen, die damit tatsächlich Geld verdienen. Es ist toll, was hier geschaffen wird!

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Hier, auf dieser Website, ist für mich jeder ein Künstler, der etwas hochlädt. Liegt daran, dass es eine Website für Kunst ist. Im privaten bezeichne ich mich nicht so. Maximal als Hobby-Künstler. Oft sage ich aber auch nur allen, dass ich gerne zeiche und male. Mehr nicht. Der Begriff Künstler ist für mich also etwas abhänging vom Umfeld. Im privaten ist ein Künstler jemand der mit seinen Werken auch Geld verdient. Und hier, auf der Website, ist es einfach der kunstschaffende User.

Bisschen merkwürdige Ansicht vielleicht :sweat_smile:

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Ich denke, jede Ansicht hat auch irgendwo ihre Richtigkeit, weil eben der Begriff nicht geschützt ist. Ich würde mal zwischen professionalen Künstlern (die ihr Geld damit verdienen) und Hobby Künstlern (die einfach aus spaß malen und gelegentlich/gar nichts verkaufen) unterscheiden.

Ich denke, “Künstler” ist ein einfacher kurzer Begriff, der einem sofort klar macht, dass man kreativ aktiv ist. Für mich ist auch jeder ein Künstler, der ein kreatives Hobby hat. Ganz unabhängig vom Niveau. Aber man muss selbst entscheiden, ob man sich so nennt oder nicht. Hauptsache, jeder fühlt sich bei der Bezeichnung wohl.

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Die Bezeichnung “Künstler” ist viel zu weit, um das zu einer Berufsbezeichnung zu machen - meine Sicht, logo. Neben der bildenden Kunst gehört ja Musik, Tanz, Bildhauerei, Ikebana dazu. Auch Autoren, die Belletristik jeder Art schaffen, zählen für mich dazu. Ebenso einige Architekten.
Und ich glaube nicht, das es EINEN Menschen gibt, der all diese Sachen sehr gut verwirklichen kann… in einem Leben. lächeln Also ist für mich das Wort “Künstler” eher eine Anerkennung für Jemanden, dessen Werke ich schätze. Und ich gebe zu, nicht Jeder, der von den Kunstkritikern und dem Markt als solcher anerkannt wird, ist auch für mich ein Künstler. Dafür ist im Markt zuviel Kommerz, der nicht auf Inhalt sondern auf Profit, auf Wertanlage aus ist.
Und genauso, wie für mich Kunst nur das ist, was mich emotional anspricht - ohne zusätzliche Erklärungen - genauso wenig sind meine Kreationen für mich selbst wirklich Kunst. Auch wenn das meine Art - Wesensart grins - ist, mit meinen Gefühlen fertig zu werden.

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Für mich ist ein Künstler jemand, der Kunst schafft.
Und das muss überhaupt nicht monetarisiert sein. Das kann einfach kritzeln sein oder jemand der auf Wanderwegen Steine speziell legt uns sich dabei etwas denkt und fühlt. Kunst muss auch nicht permanent sein, es kann vergänglich sein (der Förster fegt die Steine weg) oder super kurz wie Aktionskunst. Eigentlich ist ja auch jedes Musikstück Aktionskunst.

Irgendwo las ich etwas wie Kunst schaffen ist das innerste Bedürfnis des Künstlers. Also das tun an sich, das Beschäftigen an sich.
Kunst ist für mich eine Kulturtechnik.

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Nach meiner Definition (Kunstschaffende sind Künstler), bin ich ein Künstler. Ich würde mich aber nicht wirklich so bezeichnen, außer wenn ich etwas “professioneller” wirken will als die Wahrheit des kritzelt auf dem iPad während ich Spaghetti schlürfe. Ich fühle mich nicht als Kunstschaffende Person, sondern als eine, die halt so Zeug macht, wenn gerade Lust drauf ist. Aber ich würde eine Person, die sich so bezeichnet, als Künstler benennen. Artist benutze ich freiwilliger. Ich denke, es ist eine Wortimage-Sache. Und dass man manchmal sich komplett widersprechende Gedanken hat.

Künstler hat auch so eine Last, Erwartung. Ich will keine Last und Erwartung. Ich will fluffig kritzeln und kramsen. Anatomie nicht lernen und trotzdem Menschen malen. Spaß mit dem Erschaffen haben. Und mit dem Weitergeben des Erschaffenen.

Was für mich wiederum auch nach (m)einer Definition für Künstler klingt :blush:

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Nice. Dem stimme ich zu. + Rest des Beitrags ebenso

Ich bezeichne mich als Künstler und Schriftsteller, weil es meinem Wesen/ Selbstbild entspricht. Das geht für mich auch Hand-in-Hand wie ich die Welt sehe und hinterfrage. (Kann man natürlich auch als Nicht-Künstler, aber ich denke schon, Künstler sind ein Schlag Menschen, die Normen gerne auseinander nehmen, herausfordern und sich mit keinem Status Quo zufrieden geben.)

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Vielen Dank für eure ganzen Meinungen zum Begriff. Es ist echt spannend zu sehen wie unterschiedlich der Begriff Künstler von den einzelnen definiert wird.

Auch interessant, dass man andere in der Community als solche bezeichnen würde, aber auf sich selbst den Begriff nicht anwenden würde bzw. möchte.

Ich werde mich noch eine Weile damit beschäftigen und freue mich auch auf weitere Ansichten.

Wie bezeichnet ihr eure fertigen Bilder, auch Kakaokarten? Sind es Werke, Kunstwerke, Arbeiten oder verwendet ihr auch (abwertende) Begriffe wie z.B. Gekritzel, Kinderkram…?

Ist es Arbeit für Euch, wenn ihr in Sketchbooks, auf Kakaos oder sonst wo ein Bild entstehen lasst? Oder ist eine Sprache um etwas zu kommunizieren was man sonst evtl. nicht anders äußern kann. Was ist der Prozess für Euch?

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Fertige Bilder sind für mich einfach das, was das Wort eben sagt: fertige Bilder. Nicht mehr, nicht weniger. Und die Erfahrung mit mir hat mir gezeigt, das ich - egal wie toll oder schlecht die Bilder sind, sie selten selbst wieder in die Hand nehme. Also kann ich sie auch gut gehen lassen. :)
Und für mich ist das Entstehen eines Bildes ein fließender Prozess. Fängt mit einem ersten Punkt, einem Strich, meist einer geschwungenen Linie an und entwickelt sich weiter und weiter bis es für mich rund ist - oder ich es weglege, weil es nicht rund werden will. Ja - bin etwas nicht normal. :)

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Bei mir kommt es insgesamt drauf an, womit und worauf was gemacht ist, aber hauptsächlich wieviel Zeit und Mühe ich investiert habe und was draus geworden ist.
Meine Skizzen fangen oft mit Kritzelei an, meist Bleistift. Und die kann man ausarbeiten, was ich durchaus auch mache. Also erst grobes Gekritzel, dann die Konturen korrigieren und übertragen und anschließend die Skizze durchschattieren, um zu schauen, wie es wirkt. Letzteres zwar nicht so oft, aber durchaus auch gerne, gerade, wenn ich mit einer ungewohnten Lichtkonstellation arbeiten will oder auch einfach so, um mehr Gefühl für das Motiv zu bekommen oder weil ich einfach Bock drauf hab. Das bezeichne ich am Ende dann als ausgearbeitete Skizze oder einfach Bleistiftzeichnung, auch wenn es mit Gekritzel angefangen hat.
Gekritzel ist für mich mehr was grob Suchendes oder gedankenloses Gehusche vom Stift, während man Gedanklich eher wo anders ist oder noch nicht genau weiss, wo es hingehen soll, kann sich aber definitiv weiterentwickeln.
Mit Kugelschreiber entsteht eher Gekritzel, als mit Bleistift, aber ich hab auch schon ganze Bilder mit Kugelschreiber gezeichnet.
Meine Kakao-Karten sind genau das — Kakao-Karten. Ansonsten differenziere ich nur zwischen gewähltem Gestaltungsmittel oder ob ich finde, dass sie mir gut gelungen ist, oder eher nicht so meinen ursprünglichen Vorstellungen entspricht.

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Ich finde die Frage erstaunlich schwierig. Nach zwei Tagen nachdenken, einer langen Diskussion mit meinem Mann und dem Lesen des Wikipedia-Artikels “Künstler” hat sich meine ursprünglich intuitive Antwort geändert und ich möchte gerne noch ausführlich erklären.
Meine erste Antwort wäre gewesen “Niemals! Es ist nur ein Hobby.” Aber ich würde ohne zu zögern einen Großteil der KaKAO-Community als Künstler bezeichnen. Deshalb das weitere Nachdenken. Was ist ein Künstler? Ich finde übrigens die Frage :“Sind Sie Künstler?” richtig doof. Das ist doch wie wenn man einen Jogger an der Ampel fragen würde “Sind Sie Sportler?”. Irgendwie komisch. Und damit drängt sich für beide diese Fälle die Frage auf “muss man das professionell machen um sich so bezeichnen zu dürfen?”
Ich denke nicht. Mein wichtigstes Argument steht fett in der aktuellen Kopfzeile: “KaKAO” K für Kunst. Wer Kunst macht ist Künstler. Wikipedia sagt, auch das Gesetz sieht das so. Wenn man sich den Artikel durchliest fühlt man sich übrigens sehr schnell Künstlerig ;)
Ich würde jetzt also sagen: "Auf jeden Fall, wir sind alle Künstler hier!"
Ich würde (um die spätere Frage noch einzuschieben) Kakao-Karten übrigens als “Werke” oder “kleine Kunstwerke” (und in seltenen Fällen auch mal als Meisterwerke ;D) bezeichnen. Im Gegensatz zum Skizzenbuch haben sie ja den Anspruch irgendwann fertig zu sein und dann auch einen Eigenwert zu haben.
Wichtig finde ich noch die Erkenntnis, die ich heute erst hatte, dass ja auch Komponisten, Tänzer, Fotographen, Autoren und all das andere wunderschön kreative Gesocks auch unter Künstler fällt. Und es würde doch bei einem Musikstück nie jemand fragen, ob du das hingeschmiert hast, sondern immer, wer es komponiert hat → ergo der Komponist. Wieso sollten Erschaffer von Gemälden weniger gewertet werden?
Außerdem: ein häufig anzutreffender Satz in verschiedenen Profilen: “Aufträge nehme ich gerne an, […] stellt euch also auf längere Wartezeiten ein.” was gibt es denn da noch zu überlegen, ob man ein Künstler ist? Wer soll einen Malauftrag denn sonst ausführen wenn nicht ein Künstler? :D

Ich denke für die eigene Überlegung, ob man ein Künstler ist oder nicht ist wichtig, ob man Kunst schafft und einen wie großen Anteil diese Kunst im eigenen Leben einnimmt. Ich denke, wer sich in der U-Bahn dabei erwischen die Schatten im Faltenwurf vom Rock gegenüber zu studieren oder viel und oft malt, zeichnet, skizzieret oder auch nur viel über mögliche Motive und Kompositionen nachdenkt weil sisch keine Zeit findet tatsächlich den Stift regelmäßig in die Hand zu nehmen muss nicht zögern sich als Künstler zu bezeichnen, auch wenn das sicherlich vielen hier schwerfällt, weil es so wichtig und offiziell klingt und wir hier doch echt oft Schwierigkeiten haben ein gesundes Selbstwertgefühl zu pflegen und uns zu trauen auch nach Außen hin stolz auf unsere Arbeit zu sein.

@elanor89 bei der Auswahl von Kunststudenten werden ca. 10% wegen ihres Talents zugelassen, 50% der Bewerber haben tatsächlich nicht das nötige Talent und der Rest hat eine 50/50 Chance ausgewählt zu werden oder nicht. (Aussage einer Dozentin, die mit meiner Mama befreundet war). Da bleibt es reines Glück. Die generische Absage ist ein starker Beweis dafür. Lass dich nicht unterkriegen von so doofen Gerede und davon, dass du diesmal Pech hattest. Weil das ist es. Es ist nicht fehlendes Talent oder zu wenig Innovation, sondern es war Zufall und leider Zufall Pech. Kopf hoch, du bist eine tolle Künstlerin!

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Ich bin als Sockenzombie beim Finanzamt eingetragen, also bin ich sogar ganz offiziell Künstler. Aber das allein sagt gar nichts. Ich denke, es ist eine Frage der Ansicht und möchte hier einigem gesagten Widersprechen. Erst mal der Skizzenbuch Aussage.

Meine Skizzenbücher sind meine Schätze! Eine Karte ist ein einzelnes Werk, eine Geschichte, eine Emotion, ja, kann auch Kunst sein. Mein Skizzenbuch aber enthält hunderte Geschichten und steckt voller persönlicher Notizen und Ideen, dieser Eigenwert ist unbezahlbar! Es ist krakelig, chaotisch und energiegeladen. Und ich habe den Anspruch, dass mein Skizzenbuch fertig wird. Jedes immer wieder aufs neue. Ich nutze immer nur eins gleichzeitig und habe bereits viele fertige Bücher. Und mein aktuelles soll auch irgendwann fertig werden. Jedes einzelne davon ist wertvoller als nur eine meiner Kunstkarten und alle sind vollgestopft mit Kunst.

Wer Kunst macht, ist Künstler, also ist es eher die Frage, was sieht man selbst als Kunst an.

“Ist das Kunst oder kann das weg?” Der Satz sagt schon, dass es sich um jemanden handelt, der etwas eigentlich nicht als Kunst sieht. Kann also weg.

Vieles was in Museen steht, empfinde ich nicht als Kunst. Es spricht mich eben nicht an. Auch viele Bilder nicht, die hier in der Galerie gezeigt werden. Nicht sorry, ist so. Das mag jeder anders sehen, aber ich habe den Anspruch, dass mich etwas berühren muss, dass ich etwas beim ansehen fühlen will, um es als Kunst bezeichnen zu können. Ja, Technik gehört vielleicht dazu, aber ein Bild kann technisch noch so perfekt sein, wenn es leer ist, mir nur ein Schulterzucken entlockt, wenn es mich, durch was auch immer, nicht dazu bringt, es länger als ein paar Sekunden anzustarren, egal aus welchem Grund, dann will ich es nicht als Kunst bezeichnen.

Und Musik kann nicht “hingeschmiert” sein? Doch! Ich bin Musiker und Musik kann genauso scheiße klingen, wie ein Bild “hingeschmiert” sein kann. Musik, die mir nicht gefällt, ist keine Kunst für mich. Anderen gefällt andere Musik. Also kann sie für andere durchaus Kunst sein. Aber es gibt da diese Sache, diese eine Sache, was so ziemlich jeden fasziniert. Emotionen. Dazu gleich mehr. Erst noch zum Wort “hinschmieren”, ich schreibs in Anführungszeichen, weil ich finde, es sagt im Bezug, ob etwas Kunst ist, nichts aus. Gerade lockere, hingeschmierte Motive sind für mich oft mehr Kunst, als technisch ausgearbeitete Werke. Und hier lasse ich bewusst das “Kunst” vom Wort “Kunstwerke” weg. Man erkennt die Technik dahinter sowieso, die Übung, wenn es jemand gut kann. Wenn jemand jahrelang dran gearbeitet hat und seine Technik einfach beherrscht. Das ist cool, das ist super und mega nützlich, aber für mich noch keine Kunst.

Und Glück? Nein. Ich denke nicht, dass etwas Glück ist. Kunst kann verdammt harte Arbeit und jahrelanges Üben sein. Nur das allein reicht eben leider nicht, wenn der Hintergrund fehlt. Damit mein ich nicht den Bildhintergrund, sondern das, was hinter einem Bild steckt. Ein Bild kann technisch noch so gut sein, aber wenn man ihm keine Botschaft gibt, keine Geschichte und noch viel wichtiger, keine Emotionen, dann ist es leer, “kann weg”, so traurig das auch klingt. Und ja, eine abstrakte, wütende Krizzelei kann durchaus mehr davon enthalten, als das detaillierteste, aber verkrampft gemalte Super-Gemälde. Man hat es selbst in der Hand! Es ist eben kein Glück. Man bestimmt, was man tut und vor allem wie man es tut, was man bereit ist, in ein Bild oder ein Musikstück zu legen. Man kann es kontrollieren, etwas festlegen, sich dann fallen lassen und es ausdrücken, alles da rein stecken, allein schon durch die Art, wie man seine Linien zieht. Das funktioniert z. B. nicht mit einem Lineal, das einen beschränkt. Ein Song kann technisch perfekt vorgetragen werden. Aber ohne die Seele dahinter ist er nichts, keine Kunst. Wer will ihn höhren, wenn man auch Songs hören kann, die so viel mächtiger, energiereicher sind, dass sie einem Gänsehaut bereiten, mich zum Lachen oder zum Weinen bringen können? Nein, der Song könnte dann auch gleich von einem Roboter gemacht werden, wenn er das nicht kann. Und das gleiche gilt für Bilder. Kunst.

Malt man des Malens Willen, ein technisch perfektes Bild, um einfach ein hübsches Motiv zu haben, um zu zeigen, ja, ich bin so gut, ich kann das ODER drückt man etwas, sich selbst, damit aus und legt sein Herz da rein? Ersteres ist hilfreich und harte Arbeit, aber nur zweiteres hat für mich die Möglichkeit, Kunst zu werden. Nicht unbedingt zu sein, denn es muss mich persönlich immer noch ansprechen. Das kommt dann drauf an, um was es geht. Manches spricht viele an, manches nur ganz wenig Leute. Ich seh sicher auch einiges als Kunst, wovon andere nur denken, jo, kann weg.

Ich bezeichne mich selbst als Künstler, wenn ich es schaffe, andere mit meinen Bildern zu berühren. Wenn sie überrascht die Augen aufreißen, sprachlos WTF denken, hingerissen sind vor Traurigkeit oder anfangen zu grinsen, wenn sie meine Bilder fasziniert ansehen und nicht mehr im Stande sind, wegzuschaun. Anatomie, Perspektive, Farblehre und der ganze Scheiß sind nützlich, aber nur Handwerk und Fleiß. Kunst wird es erst, wenn man damit was macht, das jemanden dazu bringt, aus dem Alltag aufzuwachen, etwas, was Gefühle übermittelt.

Und um das zu schaffen, muss man nicht ein Kunststudium absolviert haben. Jeder kann das. Jeder kann Künstler sein. Einer sein zu wollen reicht nur nicht, um einer zu sein. Die Entscheidung einer zu sein, ist nur der erste Schritt. Der entscheidende ist aber, es zu tun. Und die Art, wie man es tut bestimmt, was rauskommt. Wenn man alles um sich herum vergisst, nicht für etwas oder jemand anderen malt, sondern um diese Energie in einem selbst auszudrücken, mit vollem Fokus und 100%iger Aufmerksamkeit, kann fast nur Kunst entstehen. Und ja, dafür braucht man erst mal Energie und die Bereitschaft, Emotionen hochkommen zu lassen und sie dann in seiner Kunst loszulassen, offen zu zeigen. Je mehr man davon frei lässt, desto eindrucksvoller erscheint es nach außen. Das will man manchmal gar nicht und das ist nicht immer leicht. Aber wer sich das traut, wird gesehen. Es zeigt sich in allem, was derjenige macht, egal ob das jetzt Bilder Krizzeln ist, Teller abwaschen oder ein Boxkampf. Alles kann Kunst sein.

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Ich bezeichne mich selbst als Hobbykünstler. Ein paar Kollegen bezeichnen mich als Künstler, allerdings lehne ich selbst den Begriff ohne Hobby strikt ab. An sich fühle ich mich Illustratoren sehr viel näher als Künstlern. Nur klingt Hobbyillustrator seltsam :grin:

Ein Künstler ist für mich jemand der in dem Galeriegeschäft mitmacht. Also seine Bilder ausstellen, verkaufen und hoffen, dass sein Wert dabei nach und nach steigt. Einerseits halte ich sehr wenig von diesem Geschäftsmodell und andererseits will ich auch keine Werke schaffen, die irgendeine tiefere Bedeutung haben. Wenn ich ein hübsches Bild zeichnen konnte, dass den Betrachter zum Lächeln bringt weil es niedlich, lustig oder einfach nur fröhlich ist, dann bin ich super zufrieden damit. Aber das ist eben eher das, was Illustratoren machen. Die dürfen hübsches schaffen :slightly_smiling_face:

Und fertige Karten nenne ich einfach “Bilder” oder “Karten”. Keine Ahnung warum, aber den Begriff “Werk” habe ich dafür nie verwendet. “Arbeit” auch nicht, denn es ist ja ein Hobby :smiley:

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Ich hab mich aber bei der Uni zum Beispiel explizit auf Illustration/Graphik beworben und bin trotzdem mit den Worten abgelehnt worden, dass meine Sachen hübsch/süß sind, aber nichts erzählen…

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Hahaha, ich finde, an der Diskussion hier kann man sehr gut erkennen, wie schwierig es ist die Frage zu beantworten. Es gibt hier keine einzige Antwort, bei der ich sagen würde “nee, das ist kompletter Quatsch”, und auch wenn ich nicht zu 100% übereinstimmen mit verschiedenen Ansichten haben sie doch alle eine nachvollziehbare Logik und klingen alle richtig, auch wenn ich es persönlich vielleicht anders sehe.
@smilestack das war meine ursprüngliche Auffassung auch! Künstler sind Leute, die (versuchen) mit ihrer Kunst Profit zu machen und sich als solche aktiv in die Gesellschaft einbringen und sich als solche vertreten. Davon sind wir mit unserem malen nebenher natürlich ewig weit entfernt und ich verstehe die Einschränkung, das Hobby vorne anzusetzen. Ich hätte mich bisher wahrscheinlich am ehesten als Kunstschaffende bezeichnet, nicht aber als Künstler. Ich denke es ist eine sinnvolle Ergänzung, die aber nicht sein muss. Weil Künstler eben nicht nur ein Beruf sein muss.
@Sockenzombie ich stimme dir zum Großteil zu, vieles war etwas schlecht von mir formuliert, bei manchen Punkten gehen unsere Ansichten denke ich einfach auseinander :D Ich kann das mit dem Skizzenbuch sehr gut verstehen, nur bei mir ist das Skizzenbuch in erster Linie ein Mittel zum Zweck, deshalb war es als solches angeführt.
Das mit der emotionalen Ebene kann ich sehr gut nachvollziehen und ergibt auch Sinn, allerdings ist Kunst ja eben etwas wahnsinnig individuelles und ich würde mir nicht anmaßen jemandem das Künstler sein abzusprechen, nur weil mich seine Bilder nicht berühren. Anderen geht es anders. Ich fand es bei der Kartenverteilung bei den STAs super faszinierend, wie weit gefächert Karten als “Favorit” sind. Weil eben jeder einen anderen Geschmack hat und jeder etwas anderes mit den Motiven verbindet. Deswegen ist für mich der Begriff sehr weit gefasst, ich denke z.B. auch Kinder können schon Künstler sein, auch wenn sie über Technik und das ganze drumherum noch gar nicht nachdenken.
Aber es stimmt auch, dass viele, die sich als Künstler bezeichnen ich auch nicht unbedingt als solche bezeichnen würde, aber eben (und vor allem hier im Forum) auch anders herum.
Ich finde die Auffassung von @Yubisa hat es zumindest für mich ziemlich perfekt auf den Punkt gebracht und auch @Evolana stimme ich zu 100% zu, ich denke, dass man sich lieber als Artist statt als Künstler bezeichnet geht in eine ähnliche Richtung wie der Hobbykünstler, weil es einem nicht gleich versucht das Erbe von DaVinci und Picasso auf’s Auge zu drücken ;D

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Ich persönlich finde das mit dem sich lieber als ‘Artist’, als als ‘Künstler’ bezeichnen schwierig, weil es ja eigentlich doch das gleiche ist, nur halt in Englisch…
Daher würde ich mich auch nicht als solche bezeichnen wollen…
Wahrscheinlich liegt es daran, dass ich zu analytisch an Sachen heran gehe, dass ich abgelehnt wurde… Keine Ahnung … Aber ich gehe mit , dass es wichtig ist, jemanden emotional abzuholen. Das geht aber meiner Meinung nach auch mit einem technisch perfekt ausgeführten Werk. Ich mein, mit einem simplen schwarzen Quadrat kann man es auch in die Kunstgeschichte schaffen und Leute zum Ausflippen bringen und das reißt mich persönlich nicht vom Hocker. Ich würde aber niemals sagen, das ist keine Kunst. Der Gedanke dahinter ist auch wichtig und manchmal für mich der einzige künstlerische Aspekt am Werk. Aber wenn der nicht dran steht oder anderweitig vermittelt wird, kann ich eigentlich nicht sagen: “Das ist (keine) Kunst.”, weil ich unvollständig informiert bin. Für jemand anderen ist es aber zum Beispiel das Nonplusultra.
Kunst ist einfach was Subjektives. Das kann man nicht wirklich einheitlich definieren.

Bei meinen Skizzenbücher zum Beispiel ist absoluter Mischmasch drin. Teilweise Notizen mit Bauplanskizzen für die Renovierung hier, weil ich die dann einfach definitiv wieder finde. Das ist definitiv keine Kunst. Beim Rest kann das gern jede/r für sich entscheiden.

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Ich habe darauf gewartet! Während ich vorher meine Meinung eher für mich behalten habe, um objektiver Eure Meinungen und Erfahrungen zu betrachten, wartete ich fast schon verzweifelt darauf, dass wenigstens ein paar den Begriff auch als Zweck zur Vermittlung von Etwas verstehen.

Emotionen auslösen, ansprechen und den Betrachter abholen. Das sind auch für mich sehr wichtige Gründe um mein Erschaffenes an den Betrachter zu bringen. Kunst als Kommunikationsmittel verstehen.

In meinen Bildern, Sketches steckt außer Technik(training) und Wissen so viel Wesen von mir, so viel Emotionen trotz fehlender lebender Charaktere, dass mich die Leute darauf ansprechen und ich fühle mich dann irgendwie ertappt. Genau dies wollte ich sagen und der Betrachter, der mich mit Frage “Bist du Künstlerin?” konfrontiert, liest meine Bilder und beschreibt die Gefühle, die das Bild auslöst.
Es fühlt sich seltsam aber auch irgendwie sehr gut an. Das sind nicht diese typischen Aussagen:
"Ja, schön. Cooles Bild. oder Du kannst aber gut malen. Du hast Talent."
Die Leute sagen solche Sachen wie: “Ich fühle mich … . Das löst in mir … aus.” und anschließend kommt diese direkte Frage: “Bist du Künstlerin?” Lasse ich die Frage unbeantwortet, bekomme ich Tipps Zuspruch etc., ob ich denn z.B. schon an einem Kinderbuch versucht habe oder ob jemand schon mal eine Geschichte für meine Bilder geschrieben hat etc.
Ich wurde in der S-Bahn, im Bus und auf der Straße angesprochen, während ich mein Skizzenbuch bzw. ein loses Blatt gefüllt habe. Früher habe ich mich kaum getraut in der Öffentlichkeit zu skizzieren, aber seit ca. 10 Jahren bin ich regelmäßig draußen am Tun und Machen und habe Zuschauer, wie bei Straßenmusikern.

Ich habe meine Bilder schon oft als Arbeit bezeichnet. Meist handelte es sich um die Bilder, die ich bei den Kursen, Workshops geschaffen habe, um eine bestimmte Technik zu erlernen oder zu trainieren.
Anderere Bilder sind Werke, meist sind diese Bilder lange Zeit in der Schublade bzw. im Schrank, bis ich sie selbst loslassen kann. Emotional mich von diesen lösen.
Kakaokarten sind auch was ganz besonderes. Zuerst habe ich sie beobachtet, dann habe ich sie angefangen aus Widerstandsgründen zu zeichnen. Ich wollte tatsächlich nicht nur die Karten anderer sammeln, sondern auch meiner nahen Umgebung beweisen, dass meine Bilder auch etwas Wert sind. Ich liebe meine Sammlung, sie ist inzwischen ein Teil von mir. Ich habe noch 43 fertig geklebte Kakaokarten daliegen, die auf das Hochladen warten. peinlich Ich zeichne lieber an einer neuen Karte (oder Bild) anstatt eine Karte hochzuladen…
Und dann gibts es noch die Auftragsarbeiten, die ich stets von Anfang an distanzierter betrachte und genau die Anfrage analysiere um die Emotionen hineinzupacken, die der Auftragsgeber haben möchte. Meist wende ich da auch viel psychologisches Hintergrundwissen an.
Und es gibt diese Stressabbaubilder, die mir helfen meine Ressourcen und Energie wieder aufzubauen, so wie Schlafen hilft um sich am Tag fit zu fühlen. Dabei können diese Bilder im Sketchbook oder auf losen Blättern entstehen und unvollendet oder später zu Werken/Arbeiten werden.

Außerdem fühlt es sich seltsam an, wenn man dann bei betreffenden Auftragsgebern (Jahre später) zu Gast ist und seine eigenen Bilder an der Wand hängen sieht.

Und dann denke ich: Es ist bloss Taschengeld, was ich direkt in neues Papier/Farben reinvestiere, wenn die Bilder gekauft werden. Aber eigentlich sind es doch Beträge, die 2-3 neue Sketchbooks oder einen ganzen Malkasten bzw. neuen Farbtuben darstellen und wie wir wissen, sind die guten Sachen teuer - also sind es nicht wirklich Taschengeldbeiträge…oder?

Ich neige mich inzwischen doch eher dazu mich als Künstlerin zu bezeichnen, weil es meine Kinder tun. Und weil es die tun, die zu meinen Kunst-Projekten kommen. Doch das Gefühl eine Künstlerin zu sein ist noch nicht vollkommen. Ich habe eher das Gefühl auf dem Weg dahin zu sein. Stellt Euch so eine einsame Straßen umgeben von Feldern, die erst am Horizont endet vor. Und ich stehe vom Gefühl im unteren Drittel drin und der Weg ist noch lang und voller unentdeckter Schätze…

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Vielleicht bin ich doch langsam soweit, mich damit anzufreunden, mich als Künstlerin zu bezeichnen. :thinking:

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